Monday, October 15, 2007

Eid al Fitr

Ramadan, das muslimische Fastenmonat hat am lezten Samstag geendet, nachdem da der Neumond gesichtet wurde, und gestern wurde Eid al Fitr gefeiert. Eid al Fitr und Eid al Azhar sind die beiden hoechsten Feiertage der Moslems.

Eid, arab. Freude, und Fitr, steht fuer die Freude die Fastenzeit zu beenden und zur Normalitaet zurueckzukehren. Es beendet das einmonatige Fasten und damit den bewussten Verzicht auf Essen, Getraenke, und sonstigen Genuss von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Dadurch haben dieGlaeubigen Zeit sich bewusst auf das Beten zu konzentrieren und um Vergebung zu bitten.

Durch Ramadan lernen die Muslime selbst-bestimmt sich in Verzicht zu ueben, und erleben dadurch die Nahrungsaufnahme nach Sonnenuntergang, dem sogenannten Iftar, umso erfuellender. Ramadan soll die Glaeubigen auch wieder an das Gleichheitsprinzip im Islam erinnern. Danach gibt es keine Unterschiede zwischen den Menschen hinsichtlich Herkunft, Hautfarbe, und sozialem und wirtschaftlichem Background. Durch das Fasten soll auch nachempfunden werden wie sich Arme fuehlen. Oberste Pflicht jedes Moslems und vor allem im Ramadan ist es sich um Beduerftige und Vernachlaessigte in der naeheren Umgebung zu kuemmern, und das wird auch tatsaechlich getan. Aus diesem Glaubensprinzip kommt wohl auch das Gefuehl der Menschen fuer Verantwortung gegenueber ihren Mitmenschen, und die Bereitschaft, alles in der Macht stehende zu tun, um zu unterstuetzen. Die Werte, die der Islam vermittel, praegen letztendlich auch die Kultur der sozialen Verantwortung, der Gastfreundschaft, der Offenheit und der emotionalen Waerme, die ich hier taeglich erlebe.

Schade nur, dass diese Werte viel weniger das Image des Islams im Westen praegen, als jene Bilder die uns die Medien fast taeglich von radikalen Moslems mit Waffengewalt zeichnen. Aber hier geht es eben in erster Linie um Medienwirksamkeit...

Das Eid hat gestern um 7.00 Frueh mit einem einstuendigen gemeinsamen Gebet der Moslems in Moscheen oder auf dem Feld begonnen. Nachdem der Eid-Day einer der groessten Feiertage ist, soll an diesem Tag neue Kleidung getragen werden, und daher beschenken sich die Moslems hier bereits am Vorabend des Eid mit Kleidung oder Schmuck, die/der dann am naechsten Tag waehrend der Familien-/ Freundebesuche oder beim Spaziergang stolz zur Schau gestellt wird. Die Frauen tragen wunderschoene bunte Saris oder Salwar Kamiz, die Maenner lange bestickte Hemden in unterschiedlichen Stoffen und Farben, die bis ueber die Knie reichen.

Das Strassenbild Dhakas hat sich gestern durch das Eid komplett veraendert. An den Strassenraendern, wo norrmalerweise die aermsten der Armen um Almosen betteln, stolzierten gestern im Sonnenschein schoen gekleidete Menschen. Die Bettler sind fuer die Feiertage in ihre Doerfer und zu ihren Familien zurueckgekehrt- ebenso wie die meisten anderen Bengalen, die in Dhaka ihren Lebensunterhalt verdienen. Normalerweise versinkt die Stadt im Verkehrschaos. 1000e Rickshaws, CNGs, oeffentliche Busse, und private KFZ verstopfen taeglich die Strassen und machen Fortbewegung relativ muehsam. Doch seit Samstag sind die Strassen relativ leer und ich stelle fest, dass die Distanzen im Grunde gar nicht so lang sind. Verkehrsampeln gibt es hier zwar, doch die Farbe der Ampeln beeindruckt die Fahrer relativ wenig- es gelten hier eben eigene Gesetze.

Besonders faszinierend und abenteuerlich finde ich es hier oeffentliche Busse zu benuezten. Die Nummern der Busse sind in Bangla angeschrieben und die Strassen haben zwar offiziell Namen, die aber keiner kennt. Es gibt auch keine Beschriftung der Strassen und so orientiere ich mich an markannten Punkten wie Einkaufszentren. Unglaublich wie erfinderisch die Bengalen sind wenn es um Sitzplaetze im Bus geht. Ein Bus ist erst dann wirklich voll, wenn wirklich jeder Platz/Ort besetzt ist und so sass ich heute auf einem kleinen Stueck Matratze direkt neben dem Fahrer und hatte die beste Aussicht. Ich hab mich sehr amuesiert, auch wenn es etwas sehr eng war und der Koerperkontakt mir dann doch manchmal etwas zuviel wurde.

Am Eid Tag steht eindeutig das Essen im Vordergrund. Neben vesrchiedenen Suessspeisen aus Milch, Rosinen, Nuessen, und einer Art sehr duenner Nudeln, gibt es verschieden Curries auf Huehner- oder Rinderbasis und selbstverstaendlich Reis. Reis ist das Grundnahrungsmittel und steht taeglich am Programm. Wer keinen Reis mag, was fuer mich Gott sei dank nicht zutrifft, hat es hier relativ schwer satt zu werden.

Wie bereits geschrieben, hae ich ein Zimmer in einer Familie gefunden, die nicht wirklich repraesentativ ist fuer bengalische Verhaeltnisse. Der Lebensstandard ist mit unserem in der Mittelschicht vergleichbar. Ich habe das Eid mit Flora und ihrem 20 jaehrigen Sohn verbracht und gemeinsam waren wir zum Mittagessen bei dem Inhaber einer Jutefabrik eingeladen, der durch Export in die USA zu Reichtum gekommen ist. Es ist spannend fuer mich zwischen arm und reich hin- und herzupendeln, weil der Gegensatz hier besonders krass ist.

Auf den Strassen Dhakas, dann wenn die Bettler ihrem „Business“ nachgehen, fuehle ich mich manchmal wie eine wandelnde EUR-Note. Hier wird mir noch mehr bewusst und taeglich vor Augen gefuehrt, wie privilegiert ich bin, und welche Moeglichkeiten mir meine Herkunft und mein Bildungsstand bieten.

Genau diese Moeglichkeiten habe ich mich ja nun entschlossen auf eine fuer mich adaequate Weise zu nuetzen, und so meinen persoenlichen Beitrag zu leisten.

Meine Idee einer Grameen Replication in Aegypten wird zunehmend konkreter, und einige Puzzlestuecke konnte ich bis dato schon zusammenbauen. Wenn auch viele noch fehlen, so sehe ich doch bereits einen, wenn auch sehr vagen, Rahmen.

Eine sehr zentrale Frage fuer die Arbeit im Mikrofinanzierungsbereich habe ich hier in Bangladesh bereits fuer mich beantworten koennen. Hier wo Armut fast immer- und ueberall praesent ist, konnte ich feststellen, dass ich keine Beruehrungsaengste mit der Armut habe. Ich fuehle mich angezogen von der Authentizitaet und Direktheit jener Menschen, die ich bis dato getroffen habe, und ich habe festgestellt, dass ich recht rasch ihr Vertrauen gewinnen konnte.

Ich glaube so wie Yunus, dass in jedem Menschen sehr viel Potential steck, und jeder Mensch Unternehmer werden kann, wenn er das will, und wenn man ihm die Moeglichkeit dazu gibt. Yunus hat dies mit seiner Grameen Bank in Bangladesch sehr erfolgreich beweisen- in jedem Fall lohnt sich der Versuch aehnliches woanders auszuprobieren.

2 comments:

franz said...

Liebe Alexandra !
Dein neuester Bericht, die alten Berichte und die Fotos geben mir Einblicke in eine für mich total unbekannt Welt. Obwohl wir viel reisen, noch nie waren wir in diesem Teil der Welt. Dank Deines Blogs erleben wir (meine Frau und ich) diese Welt durch Deine Augen. Dein Mut und Dein Engagement ist bewundernswert. Ich freue mich schon wieder mehr von Dir zu lesen.
Liebe Grüße Franz

Waldlauf said...

Es stimmt in der Tat, daß dein Einblick in die Welt der Moslems und deine Dokumentation der Erlebnisse mehr und mehr ein ganz anderes Bild vermitteln, als die Medien über Jahrzehnte in die Köpfe der Menschen gepflanzt haben.

Aus Deinen Zeilen ist sehr klar zu erkennen, daß du an deinen Weg glaubst und immer mehr von dieser Reise in eine ganz andere Welt geprägt wirst.

Wir sind sehr froh darüber, weil es auch dir dadurch gut geht und verfolgen weiterhin gespannt deine Erlebnisse. Diese sind wie ein spannender Reisebericht zu lesen und natürlich sammle ich wie versprochen alle Deine Informationen und du bist am besten Weg, ein Buch zu fertigen.

Liebe Grüße von uns allen.